Trainer Florian Jannicke im Abschlussinterview
Trainer sind das Salz in der Suppe! Die richtige Würzung für die Jahrgänge zu finden, ist nicht immer einfach. Mit Florian Jannicke verlässt uns ein Trainer, der in den letzten Jahren die Königsdisziplin der Köche und Trainer beherrschen musste und auch gemeistert hat: Jugendliche im Großfeldbereich - eine ständig im Überkochen befindliche Masse, die viel Geschick und Handwerkszeug verlangt, damit am Ende etwas Brauchbares herauskommt. Das ist kein Nudelkochen! Viel Gutes hat er uns angerichtet. Für den Nachtisch sind jetzt andere verantwortlich.
Im Abschlussinterview zog er ein kleines Resume und ging offen und ehrlich mit allen Fragen um. So ist er halt!! Dankeschön "Bello":
Vor zwei Jahren saßen wir zusammen und haben uns über die Zukunft von deiner damaligen Mannschaft unterhalten....und einiges über dich erfahren. Heute heißt es Abschiednehmen. Viele Jahre hast du den Verein als Trainer unterstützt. Nun wirst du uns verlassen.
Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen und wie viele Jahre waren es genau?
Meinen Beginn bei Teutonia hatte ich durch meinen Bruder, der unter Christian Möllers aktiv war. Ich musste selber nochmal nachfragen, zu welcher Saison ich genau eingestiegen bin. Aber es war vermutlich die Saison 12/13, in der ich als Co-Trainer bei meinem Lehrmeister in die Schule gehen durfte. Er betreute damals die 2.C und mich. Mein erster Kontakt mit einigen meiner jetzigen A Junioren! In der darauffolgenden Saison wollte der Verein Christian und mich an die Seite von Jörg für die C Jugend stellen. Doch irgendwie stimmte die Chemie nicht komplett und so nahmen Christian und ich die 2. B - ein Großteil unsere alten Mannschaft - in Betreuung. In Kooperation mit dem Verein habe ich dann meine Lizenz erworben. So versuchten wir in der Saison 14/15 weiterhin als Trainer-Team zu agieren. Leider entwickelten sich hier Schwieirigkeiten. Meine Führungsrolle wuchs mir ein wenig zu weit in den Kopf. Dadurch gab es Differenzen mit Christian, der unser Team dann in der Saison 15/16 in Richtung Spaki verließ und die bessere Bilanz aus den zwei Begegnungen für sich beanspruchte.
Eine Geschichte wie aus dem Märchen. Von einem so guten Trainer angelernt worden zu sein. Ich habe so viel von ihm gelernt und schätze ihn weiterhin sehr. Und so kam es zur Rückkehr in der aktuellen Saison und auf ein neuen Versuch. Doch auch dieser scheiterte, da ich zu inkonsequent im Umgang mit den Spielern war. Ich finde es immer noch sehr schade, dass wir es nicht mehr gepackt haben, als Team zuarbeiten. Aber es sind wohl auch zwei Alpha-Persönlichkeiten in jedem von uns.
Doch in der gesamten Zeit war eine Person stets treu an unserer bzw. meiner Seite. Ob Torwarttrainer, Betreuer, Clown oder Fachmann. Er kann all das und noch viel mehr. Für viele immer nur eine Randerscheinung doch in Wirklichkeit eine der wichtigsten Personen für mich. Eine tolle und ehrliche Persönlichkeit und die Person deren Verlust mich am schmerzhaftesten Trifft. Man könnte ihn als Anker zu der Zeit als Trio bezeichnen. Doch ist er viel mehr. Er gab mir über die Jahre immer wieder Anregungen und scheute sich nie mir ins Gesicht zu sagen, was "scheiße" ist. Wir, ob zu dritt oder zu zweit, konnten immer gemeinsam lachen und hatten zum Großteil eine geile Zeit. Danke Harald Gürnt!!
Aber nun genug abgeschweift. Du wolltest auch noch erfahren, wie es zu meiner Entscheidung kam. Vereine sind in einem Punkt alle gleich: es gibt immer eine Gerüchteküche. Auch Teutonia ist davon
nicht verschont. Im Frühjahr war es soweit. Es kamen einige zu meiner Person und den Trainer-Job auf. Wird er bald abgesägt? Schon ewig nicht gewonnen und ein neuer Kandidat war mit dem
entlassenen Trainer aus Hennigsdorf wohl auch gefunden. Doch niemand aus der Geschäftsführung sprach mich an. Also weiter arbeiten und den Bock umstoßen, was ja auch gelang. Ein Gerücht ist nicht
genug. So sprachen mich Freunde an, wieso ich nächstes Jahr als Trainer eine Pause machen würde? Interessant. Woher kam das nun? Ich weiß nur so viel: jede Pause ohne Training, die länger als
eine Woche dauert, macht mich völlig unausgelastet. Somit steht keine Pause zur Debatte. Anfang Mai wurde bei Teutonia noch nicht gesprochen wie es weitergeht. So schaute ich mich um und hatte
ein tolles Gespräch mit der Jugendleitung eines anderen Vereins.
Ich habe die Hoffnung, unter den Bedingungen dort weiterhin mehr zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Lag es also an dem Tempo des Vereins? Auch das ist nicht der Hauptgrund. Ein größerer ist,
dass ich mal andere Jungs trainieren will und somit auch andere Facetten als Trainer probieren oder etablieren möchte.
Bei Teutonia und den Jungs bin ich doch als Quälix., Schleifer - aber guter Freund - verschrien. Mal schauen was zukünftig über mich gesagt wird :-).
Du bist hier tiefverwurzelt. Hast du ein wenig Wehmut und wie bleibst du dem Verein verbunden?
Als Jannicke kann man Teutonia nie komplett aus dem Leben streichen. Jedoch wird es um meine Person fürs erste ruhiger im Verein. Ich werde versuchen, weiter zu reifen und ein besserer Trainer zu werden. Und eventuell gibt es dann ein Comeback auf der Trainerbank. Als Spieler wird es fürs erste mein Stolz nicht zulassen, aktiver Spieler im Verein zu werden. Auch wenn die Truppe der 3. Männer einen sympathischen Eindruck macht und in meinem ersten Einsatz mir gleich die Binde verpasst hatte. Die Vorgeschichte steckt mir da doch zu tief im Herzen. Das möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Nur so viel: auch wenn es zu diesem Ausbruch kam, ich habe meinen damaligen Trainer immer als Menschen geschätzt und würde mich freuen, wenn er mich als Trainer noch sehen könnte. Doch leider ist er viel zu früh von uns gegangen. Du wirst vermisst: Peter Pagel!
Wo und wie setzt du deine Trainerkarriere nun fort?
Meine Topfrage der letzten Wochen. Obwohl jetzt ja die Gerüchte allen zu Ohren gekommen sein sollte. Ich werde meinen Spätjugend-Verein (Teutonia von C- Jugend bis Männer aktiv) verlassen und mich meinem Frühjugend-Verein (SC Staaken von F - D Jugend) anschließen. Ich werde dort die U-18 betreuen. Die letzten beiden Spiele dieser Saison und das Los für die neue Staffel entscheiden, dann ob es Ligaduelle gegen die bekannten Jungs von Teutonia gibt.
Bei Vereinswechseln von Trainern besteht immer die Gefahr und die Angst, dass Spieler aktiv abgeworben werden. Wie gehst du damit um? Gilt bei dir der Ehrenkodex der Spandauer Vereine?
Du hattest schon mal angedeutet, ob ich die Absicht habe, Spieler mitzunehmen. Da gibt es von mir ein klares "Nein". Auch wenn es den ein oder anderen gibt, der sehr gute Anlagen mitbringt. Aber ich hoffe, der Teutonen-Kader bleibt zusammen und kann nächstes Jahr gemeinsam wieder zu alten Leistungen kommen und eine sehr gute Rolle in der Landesliga einnehmen. Die Daumen dafür drücke ich dem Team und den Trainern.
Deine aktuelle Mannschaftkennst du sehr lange. Die letzte Saison war ein emotionales auf und ab. Wie hast DU die letzte Saison erlebt?
Die Saison war mit dem Ausgang leider sehr enttäuschend. Wir haben am Anfang der Saison - Spieler und Trainer - klare Ziele ins Auge gefasst. Die konnten wir zu Beginn auch gut umsetzen. Doch dann gab es viele kleine Baustellen bei jedem Einzelnen und die Gruppe litt. Wir erlebten eine komplette Talfahrt. Positiv in der Zeit war, dass wir uns zusammenrauften und immer miteinander agierten. Wir haben uns im Spielerischen verbessert. Jedoch wollten wir um den Aufstieg mitspielen. Das haben wir nicht erfüllt. Aus diesem sportlichen Grund bin ich sehr enttäuscht. Viele der Jungs sind für mich gute Freunde geworden. Es ehrt mich, dass ich bei so manch einem auch mal um Rat im Leben gefragt wurde. Ich bin stolz Trainer diese Truppe gewesen zu sein!!! Ich hoffe, die Jungs haben ähnlich viel Positives über mich zu erzählen, wie ich über sie.
Was hat dir am meisten gefallen und was ist verbesserungswürdig? Im Verein und im Vereinsleben? Nur Mut. Wir wollen alle dazulernen!
Die Medaille hat immer zwei Seiten. Und so hat alles auch immer eine Kehrseite. Meine Zeit als Trainer hatte viele gute Eindrücke, aber auch ihre Kehrseiten. Ich denke, es gibt im Verein momentan einfach zu viele Baustellen. So manchmal hat man den Eindruck, es fehlen Macher in der Spitze. Jede Entscheidung kann positiv oder negativ werden. Das weiß man nie im voraus. Aber habt Mut. Leider fehlt Teutonia die Anziehung auf Spieler in allen Altersbereichen. Man sollte hier nach neuen Wegen suchen und sich am besten langfristig mit guten Trainern in allen Altersklasse ausstatten. Und dann auch einen einheitlichen Leitfaden verfolgen. Dieser sollte in enger Abstimmung mit dem sportlichen Leiter der Männer erfolgen, so dass man im Großfeld dahin arbeitet, 1. Männerspieler auszubilden. Eine der wichtigsten Aufgaben der Verantwortlichen wird die Bindung der nächsten Jahrgänge sein. So sind Teutonias gute Jahrgänge die 98er, 99er und 2000er. Sollte man diese Jahrgänge im Großteil im Männerbereich integrieren, so hat man für alle drei Männermannschaften eine gute Breite. Jedoch sollte auch hier die Zusammenarbeit fokussiert werden. Auch ein 3. Männerspieler sollte die Möglichkeit haben, in die 1. Mannschaft aufzurücken. In den Vorständen gab es in den letzten Jahren ein paar Änderungen. Eventuell wird all das ja umgesetzt. Teutonia ist ein Breitensportverein und sollte auch versuchen, sich in diese Richtung aufzustellen. Natürlich sollte jeder Einzelne nachdem maximalen Erfolg streben. Aber man sollte immer das große Ganze im Blick haben. Ich hoffe für den Verein, dass man einen guten C-Junioren-Trainer an Bord holen kann, so dass hier auch wieder eine solide Grundarbeit im Großfeld erfolgen kann. Meiner Meinung nach wäre ein Streben nach altersbedingten Teams zu viel. Ein vollständiger Jahrgang mit ca. 20 Kindern war im Verein auf dem Großfeld wohl das letzte mal vor dem Krieg zu finden :). Aber die Mischung aus jung und alt sowie eine positive Stimmung im ganzen wäre super.
Wieso also nicht auch mit Patenmannschaften arbeiten oder auf andere Weise positiven Kontakt im Verein herstellen?! Es wird Zeit für die Leute in den wichtigen Positionen aus den Luftblasen auszusteigen und endlich mal tätig zu werden!
Was ist aus deiner beruflichen Veränderung geworden? War die Entscheidung richtig und macht die Arbeit noch Spaß?
Ich habe ein nettes Büro gefunden und die Arbeit als Trainer kann ich gut mit dem Job vereinbaren. Für meinen Traumjob, bei dem ich wirklich jeden Tag Spaß auf Arbeit habe, muss ich meine
Weiterbildung und den Erwerb der Lizenzen wieder mehr fokussieren. So ist es ein Traum für mich mal ein Traineramt bei meinem Herzensclub zu bekleiden. Aber der Weg ist noch weit =).
(Anmerkung der Redaktion: sein Herzensclub heißt Hertha BSC)
Dein Privatleben hat sich nach meinem Kenntnisstand in den letzten beiden Jahren auch verändert. Letzter Status: feste Partnerschaft. Gibt’s da bald mal mehr? Heirat? Kinder?
Seit unserem letzten Gespräch vor der Wintervorbereitung der B-Junioren gab es die Veränderung der Dame an meiner Seite. Zum jetzigen Zeitpunkt geht alles seinen Gang. Ich bekomme von zu Hause positiven Zuspruch für mein Tun als Trainer. Als kleiner Bengel habe ich mit meinem Freund immer gesagt: wir bauen uns aus unseren Kindern eine eigene Mannschaft auf. Er ist da sehr gut im Soll, da sein drittes Kind auf dem Weg ist. Bei mir wird es wohl noch ein wenig dauern. Jedoch wird schon darüber gesprochen. Mein Partner und ich haben einen Kinderwunsch und sind auf der selben Wellenlänge. Eine Hochzeit ist immer ein teures Vergnügen. Momentan gehen wir lieber als Gäste auf solche Events :). Und stand jetzt hat meine Partnerin noch keinen kein Strauß gefangen :).
Der 16. Januar 2026 ist das nächste, wichtige Datum in deiner Spielerkarriere. Wirst du dann für Teutonias Altliga-Team spielen?
Jetzt überspringst du aufgrund der nicht vorhandenen Seniorenmannschaft also den16.01.2018 - der mich spielberechtigt für die Senioren macht :)!! Ich denke, es wird weiter perspektivisch auf das Traineramt hinauslaufen und das aktive Spielen immer weiter in den Hintergrund rutschen. Doch so lange ich aktiv spielen kann - zeitlich und gesundheitlich - werde ich bei meiner Biber-Familie bleiben. Auch wenn da auch nicht alles Gold ist was glänzt. So hat man mit einem aktiven Spiel dort gleich Zeit mit Freunden und in der Regel auch Spaß am Spiel.
Ich danke dir für die offenen Worte. Dein Weg für die Zukunft scheint ja recht klar zu sein. Du bist ein Longlife-Learner. Das ist die beste Einstellung fürs Leben!! Ich wünsche dir privat, beruflich wie auch im Traineramt nur das Beste. Soweit ich kann, werde ich ein Auge auf deine Schafe werfen und hier berichten. Wir sehen uns...beim Pils nebenan oder auf dem Sportplatz....und das nicht zu selten. Dankeschön!
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